Zitat von palemchen am 21. Januar 2020, 22:43 Uhr

Heute habe ich euch die "Nachholtour" von 2015 mitgebracht. Die Tour damals hätte ja eigentlich 5 Tage lang sein sollen und ist dann wegen schlechtem Wetter etwas kürzer ausgefallen. Die verpassten Pässe wollte ich mir aber nicht entgehen lassen und so haben wir die bei nächster Gelegenheit kurzerhand nachgeholt!

Leider habe ich beim Schreiben damals die Bilder nicht in meine private Cloud hochgeladen sondern woanders. Da sind sie aber inzwischen verschwunden. Ich habe sie so weit als möglich für euch neu hochgeladen - aber seht selbst!

Bei Interesse an der Route (Kurviger.de, GPX...) bitte schreiben, ist sicher noch vorhanden

Jetzt aber viel Spaß!!

 

 

Lang ist es her, dass das Mäuschen und ich das letzte Mal eine große Tour zusammen gemacht haben. Viel Zeit bleibt uns leider auch dieses Mal nicht, zwei Tage haben wir nur, aber die sollen dann wenigstens schön werden!!
Am Sonntag morgen um halb 8 geht’s eeendlich vollbepackt in München los.

Um mehr Zeit in den Bergen zu haben, starten wir über die Autobahn. Mein Navi wundert sich über diese ungewöhnliche Streckenwahl, will mich immer wieder zurück auf die Landstraße lotsen, doch ich bleibe stur und so erreichen wir schließlich um kurz vor neun Garmisch.
Endlich wieder auf schönen Straßen unterwegs!!
Es geht richtung Fernpass, raus aus der Stadt, die Kurven beginnen und mit einem Mal ist die Landschaft alles, was noch wichtig ist.
Doch die Freude währt nur kurz, hinter der nächsten Kurve staut sich der Verkehr! Sowas, ist das die Strafe für die leere Autobahn?! Aber dann lichtet sich die Autoschlange und gibt den Blick frei auf das „Verkehrshindernis“ - ein Pferdefuhrwerk!
Wir zuckeln noch eine Weile hinterher und ich verliere mich ein bisschen in dem gleichmäßigen Auf und Ab der Haflinger-Hintern.
Aber schließlich geht es doch an der Kutsche vorbei und hinauf auf den Fernpass. Nur ein kurzer Halt soll es werden, schließlich haben wir die Aussicht kürzlich erst genossen, aber der Blick auf die Zugspitze ist so gigantisch, dass ich mich doch erst nach einer ganzen Weile wieder los reißen kann.

[Bild ist leider beim Festplattencrash unrettbar zerstört worden]

Aber dann geht es weiter richtung Imst. Es ist gerade mal halb zehn als wir die österreichische Grenze überqueren. Die breite Straße zieht sich, doch endlich kommt die Abzweigung zum Reschenpass.

Aber so weit wollen wir heute gar nicht abdriften, stattdessen schlagen wir den Bogen in die Schweiz. Es ist noch nicht mal ganz Mittag, doch weil es bereits sehr warm ist beschließe ich, meinem treuen Mäuschen eine etwas längere Pause zu gönnen.

Die Stelle ist gut gewählt, denn am Bach unten ist es angenehm kühl und während sich meine Süße im Schatten erholt, genieße ich meine Mittagspause.

Aber vor uns liegt noch eine weite Strecke und so heißt es bald wieder „aufsitzen!“.
Beim Losfahren begegnet mir dann auf dieser doch recht einsamen Straße das erste schweizer Auto.
Was soll ich sagen, ich bin kein Fan von Vorurteilen, aber sie alle haben eins gemeinsam: Sie haben einen wahren Kern.
Das Auto vor mir jedenfalls (ein dicker VW Tiguan) schleicht nur so über die Landstraße, vor jeder Kurve bremst er scharf ab auf unter 30 km/h, das Mäuschen protestiert. Im ersten Gang muss sie bei dem Tempo zu viel drehen, im zweiten Gang stirbt sie fast ab. Es hilft alles nichts, wir vergrößern den Abstand und halten an, um ein paar Fotos zu schießen.

Doch wenige Minuten später haben wir den VW wieder eingeholt. Es ist zum Verzweifeln, die kurvige Landstraße bietet keinerlei Überholmöglichkeiten für meine Kleine. Doch dann taucht eine rote Baustellenampel vor uns auf, wahrlich ein Geschenk des Himmels, denn das ist unsere Chance! Wir schlängeln uns an dem kriechenden Dickschiff vorbei und haben bei grün endlich freie Fahrt! Jetzt aber los!

Ein paar schöne Fotomotive gehen mir so zwar durch die Lappen, aber ich möchte nicht riskieren, dass der VW wieder an mir vorbei krabbelt, weil ich so rumtrödle.
Doch schnell ist das Verkehrshindernis vergessen, denn es folgt die wunderschöne Auffahrt zum Flüelapass.

Zum Glück bleibt der Schleicher der einzige seiner Art, alle anderen Schweizer, die ich treffe sind fahrtechnisch auffallend rücksichtsvoll. Das macht sich während der Auffahrt durchaus bezahlt.
Helmut, gut, dass wir erst kürzlich nochmal das Fahren auf Kieswegen trainiert haben, denn die Passstraße ist an vielen Stellen derzeit ungeteert, was besonders die Kehren zu einem Erlebnis macht.
Doch die Aussicht von der Passhöhe aus entlohnt reichlich für die Mühen des Aufstiegs!

Viel zu schnell müssen wir leider wieder weiter, aber das nächste Land wartet bereits darauf von uns erobert zu werden!!
Liechtenstein steht auf dem Programm. Doch die Grenze bemerken wir gar nicht, erst die Nummernschilder der vorbei fahrenden Autos verraten, wo wir uns jetzt befinden.
Die Straße, die uns durch das kleine Land führt, ist breit und viel befahren. Verkehrszeichen am Straßenrand lassen zwar vermuten, dass es auch hier Verkehrsregeln gibt, doch halten tut sich anscheinend niemand dran.
...aber was soll man auch erwarten in einem Land in dem die Autos SCHWARZE Nummernschilder tragen?!
Ich beschließe, den Verkehr zu vernachlässigen und mich mehr der Landschaft hinzugeben. Die Bergketten, die meinen Weg säumen, sind ebenso atemberaubend schön wie die Burgen und Ruinen, die man hier und da aus den Wäldern heraus blitzen sieht.

Kaum hat man sich an all das gewöhnt, taucht auch schon die nächste Staatsgrenze auf, Liechtenstein ist eben doch ein SEHR kleines Land.
Also wieder zurück nach Österreich.
Durch Feldkirch hindurch geht es in Richtung Furkajoch. Der Aufstieg ist weitaus beschwerlicher als gedacht.
Nein, ihr vermutet falsch, an der Kraft meines Mäuschens liegt es nicht!!
Die Straße ist schmal, sehr schmal um genau zu sein. Normalerweise ist das kein Grund sich aufzuregen, doch die Straße ist viel befahren und auf ihr findet nur ein (mittelgroßes) Auto Platz, wobei eine Seite durch den Berghang, die andere durch eine Leitplanke begrenzt ist. Auch die Ausweichmöglichkeiten sind spärlich.

Es kommt was kommen muss. Hinter einer engen Serpentine treffen plötzlich zwei SUVs aufeinander. Die reifen von meinem Mäuschen quietschen, aber zum Glück geht es ja nach wie vor bergauf und so gelingt die Bremsung im letzten Moment.
Hinter mir kommen drei Harleys gerade noch so zum Stehen. Das Dickschiff vor mir legt den Rückwärtsgang ein. Ich bin entsetzt! Rückwärts rollen ginge zwar theoretisch, aber da steht eine Roadking und mit der möchte ich mich nicht zwingend anlegen! Nur widerwillig treten auch die Harleyfahrer rückwärts den Abstieg an.
In der Serpentine ist die Straße etwas breiter als sonst, das scheint der SUV nutzen zu wollen, denn er wird plötzlich schneller und schert aus.
Das Mäuschen und ich drücken uns an die Felswand – und sind heilfroh als das Dickschiff an uns vorbei ist! In der Kurve stehen zwar noch die Harleys, aber nach mir die Sintflut! Ich gebe Gas und wir erreichen ohne weitere Zwischenfälle die Passhöhe.

Die andere Seite des Furkajochs ist wesentlich breiter und so schlängeln wir uns ganz gemütlich mit der Straße ein paar Höhenmeter hinunter und wieder hinauf bis zum Faschinajoch.

Die Abfahrt wenig später von dort ist wie das Eintauchen in eine andere Welt. Wir sind völlig allein auf dieser wunderschönen Landstraße und fühlen uns auf den vielen Waldstrecken irgendwie in der Zeit zurück versetzt.
Wieder auf dem „Boden der Tatsachen“ angekommen, geht’s zum Endspurt.
Nur noch ein kleines Stück ist es bis Bürs, wo ich (buchstäblich) mein Nachtlager aufschlagen möchte.
Bald steht das Zelt und so kann ich nach dem Essen in aller Ruhe den Sonnenuntergang genießen und in den Erinnerungen vor mich hin schwelgen!