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Grand Tour - Tag 8

Tag 8 – Von „Grenz-Hopping“ und dem Fluch der Radfahrer

Die Sonne scheint schon wieder warm auf mein Zelt als ich am nächsten Morgen wach werde.

Meine Nixe ist auch bereits getrocknet und bereit für einen neuen Tag. Heute wird es wieder spannender, denn es liegen wieder mehr Bergstraßen vor uns als gestern.

Voller Vorfreude starten wir in den Tag.

Wir haben direkt am Fuß des Col de Madeleine übernachtet und so beginnt unsere Tour heute direkt mit dem Aufstieg zum ersten Pass. Die Straßen sind noch leer und wir haben freie Fahrt. Keiner hetzt oder bremst uns aus, ganz gemütlich schwingen wir über die kurvige Straße und genießen die Schönheit der Landschaft.

Eigentlich ist es noch gar nicht Zeit für eine Frühstückspause, wir sind schließlich noch nicht mal eine halbe Stunde unterwegs. Aber als ich eine kleine Herde Ponies am Straßenrand entdecke, kann ich nicht einfach vorbei fahren. Die niedlichen Tierchen posieren brav für meine Fotos und lassen sich nur zu gern zwischen den Ohren kraulen. Es fällt mir schwer, mich wieder von ihnen los zu reißen.

Aber der Berg ruft! Und die leeren Straßen verlocken dazu, auch mal ein bisschen am Gas zu ziehen. Das tiefe Blubbeln meiner Nixe erfüllt sanft die Hügel und mein Herz hüpft vor Freude. Ich wünsche mir ganz fest, dass diese Tour nie zu Ende geht.

Schneller als erwartet erreichen wir die Passhöhe. Nach einem Passschild suche ich allerdings leider vergeblich. Vielleicht gab es mal eins, aber jetzt ist es jedenfalls weg. Egal, Gipfel ist Gipfel, ich halte also an und nehme mir die Zeit für ein Foto. Nixe ist auch ohne Passschild schön!

Die Straße zieht sich sanft an den Hängen entlang und ich genieße die Fahrt entlang der Berzipfel. Die grauen Riesen, die ich so reizvoll finde wie praktisch nichts anderes, ragen beidseits von mir empor und bieten eine unfassbar schöne Kulisse. Ich kann mich gar nicht satt sehen daran, denn mit jedem Meter den wir machen gewinne ich wieder einen anderen Blick auf die Berge – und sie sind einfach aus jedem Blickwinkeln traumhaft!!

Ein Rauschen zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Es ist lauter als mein Motorrad, deswegen ist meine Neugierde geweckt. Ein kleines Stückchen weiter offenbart sich die Ursache. Ein Bach stürzt in mehreren kleinen Wasserfällen den steilen Hang hinunter.

Wir verabschieden uns schließlich von der Höhe, sausen hinunter ins Tal und halten dann auf die nächste Bergkette zu um wieder an Höhe zu gewinnen. Soweit soll es allerdings nicht kommen.

Als wir von einem Tal ins nächste wechseln wollen um auf dessen anderer Seite empor zu klettern, ist auf einmal die Straße gesperrt. Schon als ich die Absperrung sehe, ahne ich nichts gutes. Da ich quasi in einer Sackgasse stecke und sich mein Navi mal wieder als nicht besonders hilfreich erweist, halte ich an, stelle Nixe ab und spreche den Polizisten an, der gelangweilt an der Absperrung lehnt.

Ich habe Glück, sein Englisch ist gut.

Vor meiner Abfahrt habe ich mich über sämtliche große Radrennen auf meiner Strecke informiert und habe genauestens darauf geachtet, dass ich entweder ein paar Tage vor oder nach einem Rennen an der entsprechenden Strecke unterwegs bin. Leider ist mir offensichtlich ein lokales Radrennen durchgerutscht. Denn genau vor einem solchen stehe ich gerade....

Der freundliche Polizist lässt sich von mir erklären wo ich hin möchte und zeigt mir auf meinem Navi wo etwa eine alternativer Weg verläuft.

Statt auf der rechten Seite des Tals den Berg entlang zu fahren, soll ich das gleiche auf der linken Seite tun. Denn das Tal durchqueren um zur anderen Seite zu gelangen ist hier leider nicht möglich.

Zufrieden darüber, dass ich weiter fahren kann, schlage ich mich in die Hügel.

Die Straße ist wahnsinnig schmal und vermutlich normalerweise so gut wie nicht befahren. Mein Navi kennt sie gar nicht.

Heute ist sie aber befahren wie eine Hauptstraße, offenbar versuchen noch mehr Leute das Rennen zu umgehen. Wir kommen nur langsam voran, denn teilweise haben die Autos echt Probleme aneinander vorbei zu kommen.

Ich finde die Abzweigung, die der Polizist mir gezeigt hat und folge der steilen Straße wieder hinunter ins Tal. Wir landen an der Kreuzung zu einer großen Bundesstraße. Ich bin sehr zufrieden mit uns, anscheinend haben wir es wirklich geschafft, den gesperrten Straßenabschnitt zu umgehen. Auf der anderen Seite des Tals kann ich eine lang gezogene Gruppe Radfahrer erkennen, die sich dort abstrampeln und anscheinend um den Sieg kämpfen.

Unsere Straße ist glücklicherweise leer und wir geben wieder Gas.

Vielleicht hätte es mir zu denken geben sollen, dass ich an einem Renntag wie heute ganz allein hier auf der großen Straße bin...hat es aber nicht.

Und so falle ich aus allen Wolken als ich nach einer Kurve völlig unverhofft plötzlich stark bremsen muss, weil die Straße vor mir ohne Vorwarnung vollständig mit großen Strohballen abgesperrt ist.

Verdammte Sch***...

Diesmal habe ich mit meinem Englisch kein Glück. Die zwei Streckenposten die auf dem Stroh sitzen und Däumchen drehen haben zwar mein Problem scheinbar verstanden, können mir aber keine weitere Auskunft geben. Das heißt, sie versuchen es schon, aber das einzige was ich verstehe ist, dass ich hier wohl mindestens 2 Stunden warten müsste. Und das in der prallen Sonnte!

Das ist mir eindeutig zu lang.

Ich wende also, fahre ein Stück zurück und nehme die selbe Straße, die ich vorher runter gekommen bin, wieder rauf in die Berge. Wir folgen wieder der Hangstraße und genießen ein bisschen die Aussicht auf das Tal, in dem wir eigentlich hätten fahren sollen.

Kurz vor Ende des Tals führt meine Bergstraße hinunter in die letzte Ortschaft des Tals. Ich hoffe, dass es wenigstens hier mal eine Brücke oder Unterführung gibt, über die man die blöde gesperrte Hauptstraße überqueren kann. Denn eigentlich will ich nichts anders, als auf die andere Talseite. Ich habe gar kein Interesse daran die Straße zu fahren auf der das Rennen stattfindet, ich will sie nur kreuzen!

Fast eine halbe Stunde zuckeln Nixe und ich durch den Ort und befragen mehrfach Navi & Landkarte. Dann steht fest: es gibt keinerlei Möglichkeit während des Rennens auf die andere Seite des Tals zu kommen. Weder hier im Ort noch irgendwo anders entlang der Strecke.

Wir sind also tatsächlich gestrandet und dazu verdonnert, uns das Rennen anzusehen.

Ich stelle Nixe ab, suche mir ein Schattenplätzchen unter einem Baum und mache erstmal Mittag. Es bleibt mir ja auch nichts anders übrig.

Zweieinhalb Stunden später ist endlich der letzte DTS-ler („Dummer-tritt-selber“) vorbei gekrochen, das letzte Kontrollfahrzeug durch und auch der Bus, der die liegen gebliebenen Radler eingesammelt hat ist durch. Eeeeeendlich darf ich die 10 Meter, die mich von meiner weiteren Tour trennen, passieren.

Leider leider leider.....habe ich in der Zwangspause meine Motorradkamera ausgeschaltet um Strom zu sparen....und habe natürlich in meiner übergroßen Freude über die Fortsetzung meiner Fahrt nicht daran gedacht sie wieder einzuschalten....

Und leider leider leider leider fällt mir das erst zwei Pässe später auf!!!

Deswegen kann ich euch leider nur unvollständig von meiner weiteren Reise berichten und ihr könnt nicht sehen, wie schön die Auffahrt zum kleinen St. Bernhard ist...

Oben auf dem Pass stelle ich aber natürlich meine Nixe für einen kleinen Rundgang ab und wenigstens davon gibt es auch wieder Bilder!

….wie könnte ich mir so viele Hunde auch entgehen lassen? =)

Aber nicht nur die künstlichen Hunde ziehen die Blicke auf sich, auch die Landschaft hier oben hat durchaus das ein oder andere Erinnerungsfoto verdient.

Auch beim Weiterfahren fällt mir mein Fehler mit der Kamera leider nicht auf. Ich bin aber auch ziemlich damit beschäftigt, mich nicht abdrängen zu lassen. Denn bergab überholt mich eine riesen Gruppe Biker – oder sollte ich lieber Rennfahrer zu ihnen sagen?

Es sind jedenfalls unheimlich viele und sie sind unheimlich schnell und irgendwie auch lebensmüde. Denn es ist ihnen vollkommen egal ob da ein Auto entgegen kommt oder nicht und auch in den Kurven in denen man absolut nichts sehen kann wird überholt. Ich halte mich so weit rechts wie möglich und fahre schließlich an einem passenden Platz rechts ran und lasse die Idioten vorbei.

Am Fuß des Passes treffe ich jeden einzelnen von Ihnen wieder. Die italienische Polizei hat sich dazu entschieden heute mal sämtliche Renn- & Straßenmaschinen die den Pass runter kommen zu filzen. Auf einem Platz neben der Straße drängen sich dutzende Maschinen mit ihren Fahrern und diversen Polizisten. Ich sehe das Schauspiel schon von weitem und werde entsprechend langsamer. Ich rechne damit, dass auch ich aufgehalten werde. Aber meine Nixe wird kommentarlos durchgewunken. Ist das Karma? =)

Wir bringen die kurze Talstrecke bis zum nächsten Pass leider ebenfalls ohne Fotos hinter uns und erklimmen dann den großen St. Bernhard.

Selbstverständlich nehmen wir die Landstraße, nicht den Tunnel!

Es ist so atemberaubend schön hier oben, dass ich unbedingt ALLES fotografisch festhalten möchte. Und das geht am besten wenn man sich in alle Richtungen drehen kann und nicht von der Richtung her festgelegt ist. Ich halte also an um zu knipsen....und jetzt erst fällt mir auf, dass die ganzen Bilder, die ich bis jetzt „geknipst“ habe, gar nicht existieren, weil die Kamera aus war...

Ich bin echt traurig. All die schönen Momente auf der Fahrt...alle verloren...

Aber was hilft es über vergossene Milch zu weinen...es ist wie es ist. Ich nehme also schnell noch ein paar Bilder von meinem aktuellen Standort auf...

...und mache mich dann wieder auf den weiteren Weg zum Gipfel. Wir werden noch viel schönes sehen, es gibt also noch viel Gelegenheit für schöne Aufnahmen. Und wie heißt´s immer so schön? Weg ist weg. (das lässt sich aus unserer Sicht jetzt gerade so oder so auffassen =))

Wir klettern die letzten Kehren zum Gipfel empor und ich freue mich schon auf die Aussicht.

Und dann erreichen wir das Paradies auf Erden. Große schroffe graue Felsen, ein strahlendblauer See, ein paar Schneereste zwischendrin – und mein wunderschönes Bike im Vordergrund.So und nicht anders muss es sein!!

Es dauert eine Weile bis ich mich los eisen kann. Schließlich machen wir uns aber doch an den Abstieg. „Play it safe“ steht auf einem Warnschild am Straßenrand. Eigentlich unnötig das da hin zu stellen. Woran merkt man, dass man die Grenze zur Schweiz überquert hat?

Richtig, man fährt mit den erlaubten 50 bergab....und NIEMAND überholt einen, weil sie alle Angst haben, dass sonst noch ihre Enkel an der Geldstrafe zahlen werden!

Für mich ist das ein Traum, endlich keine Angst mehr haben, dass einen in einer Kehre irgendein Vollidiot abdrängt, weil er dann ein paar Sekunden früher irgendwo ankommt! Ich habe Urlaub – und ich will auch den nächsten Urlaub noch erleben!

Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Ziel meiner heutigen Etappe. Nur noch ein Tal durchqueren, dann sind wir da!

Leider habe ich mal wieder nicht auf die Höhenlinien geachtet als ich die Strecke geplant habe. Mein Zeltplatz liegt mal wieder weit oberhalb von dem was ich angenommen hatte. Das merke ich allerdings erst, als die Steigung, die mich mein Navi hinauf führt, einfach nicht enden will...

Die letzte Ortschaft haben wir schon lange hinter uns gelassen und die Straße wird immer schmaler und schmaler....und steiler und steiler....

Das Kreuz hier steht da bestimmt nicht ohne Grund...Ich bin wiedermal froh, dass ich mit dem Bike unterwegs bin. Mit etwas so breitem wie einem Auto hätte ich bestimmt echt Angst...

Irgendwann erreichen wir ein Plateau und ich bin tierisch froh, dass es nicht NOCH weiter rauf geht!! Knapp 1400 Meter sind hoch genug um sicher zu sein, dass es wieder ordentlich kalt werden wird heute Nacht.

Kurz darauf erreichen wir endlich den Zeltplatz. Ich befinde mich im französischen Teil der Schweiz und auch hier spricht keiner ein Wort Englisch. Glücklicherweise brauche ich nicht viel und die paar Formalitäten sind auch ohne gemeinsame Sprache schnell geklärt.

Ich baue mein Nachtlager auf und mache meine treue Reisebegleiterin fertig für die Nacht.

Nachdem es noch nicht Zeit zum Schlafen ist unternehme ich noch eine kleine Wanderung um ein paar Schnappschüsse zu machen. Ich liebe Fotografie. Auch wenn meine Bilder vielleicht nicht gut sind, ich habe einfach Spaß daran sie aufzunehmen und mit der Kamera zu spielen.

Als ich zurück am Platz bin senkt sich langsam die Sonne hinter die Berge und der Kessel in dem ich sitze wird schon kühl & dämmrig. Auch wenn der tatsächliche Sonnenuntergang noch ein bisschen auf sich warten lassen wird beschließe ich, schonmal in meinen Schlafsack zu kriechen. Da ist es nämlich schön warm und eigentlich bin ich auch schon wieder müde.

Noch ein letzter Blick aus dem Zelt, dann ist Schluss für heute!

Ich habe mich gerade in meinen Schlafsack gemummelt, da höre ich Hufgeklapper draußen. Ich bin irritiert. Habe ich mich verhört?? Ich strample mich frei, reiße den Reißverschluss des Zelts auf und...

...da laufen tatsächlich Pferde vorbei!! Wo die wohl noch hin wollen heute Abend?

Mit diesem Gedanken im Kopf verkrieche ich mich wieder ins Warme und schlafe kurz darauf ein.

Einfach nur schön zum lesen ....
... auch wenn heut kein Rätsel dabei ist!

Klasse Liz, wiedermal super!!!

Servus und viele Grüße
Reiner

Nur ein Biker weiß, warum ein Hund seinen Kopf aus einem Autofenster steckt.   Schnurrn

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    Servus aus Upo in der Oberpfalz   Ernst                                                                                                                                             

Danke euch =)

 

Hier noch der Link zur Tour: *klick*

Ein Bericht schöner als der andere.

Grüße aus Forchheim


Horst

sehr, sehr schöne Tour..... ich weiß noch nicht wann, auch nicht mit wem....aber ich bin sicher, ich werde diese Tour nachfahren.

Ich bin scho auf Tag 9 gespannt?

...immer schön langsam, - aber nicht überholen lassen...

Vielen lieben Dank euch allen!
Ich denke Mal dass ich Tag 9 nicht vor dem Wochenende in Angriff nehmen kann...

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Gelöschter Benutzer

 

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