2015 - Einmal über die Alpen - 2015 - Einmal über die Alpen - Chopperforum

2019-06-16T00:00:00Z

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#1 · 19. Januar 2020, 21:39

Zitat von palemchen am 19. Januar 2020, 21:39 Uhr
Servus zusammen!
Also auf vielfachen Wunsch werde ich mal meine ganzen Reiseberichte aus den anderen Foren zusammen sammeln & hier (wieder) einstellen.

Heute habe ich euch meinen allerersten Bericht von meiner allerersten Urlaubstour mitgebracht.
Ein paar kleine "Insider-Infos" vorab noch für alle Nicht-Doppelboarder und die die mich nicht kennen:
Mein "MäuschenW ist eine 125er Shadow und meine treueste Begleiterin.
Der "rote Stein" stammt aus der Cruiser Lounge. Die Idee dahinter war, ihn irgendwo auf einer Tour an einem schönen Platz zu hinterlegen und der nächste aus dem Forum der vorbei kommt nimmt ihn wieder mit und bringt ihn wo anders hin. Seine erste Station nach "Entstehung" war damals das Stilfser Joch

So, und jetzt wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen!

2015

Einmal über die Alpen....
...und wieder zurück!
Unter diesem Motto startete ich am Montag Morgen mit meinem Mäuschen in den wohlverdienten Urlaub.

Von München aus geht’s gemütlich am Starnberger See entlang bis Garmisch, dann über Mittenwald rüber nach Leutasch in Österreich. Dort legen wir an einem „wohlbekannten Ort“ den ersten kurzen Stopp ein...

...und zuckeln dann weiter über die Piller Höhe

und anschließend über den Finstermünzpass weiter in Richtung Italien.
Vor der Grenzüberquerung am Reschenpass ist dann erst mal Mittagspause angesagt!

Für den kleinen Roten stand der weitere Verlauf meiner Tour quasi unter dem Motto: „Back to the roots!“ ...denn nach der Pause habe ich mir (endlich!) einen lang gehegten Wunsch erfüllt: Das Stilfser Joch!
48 Kehren nach oben galt es zu überwinden, also nichts wie ran! Nachdem ich ja unter der Woche unterwegs war, war es schön ruhig auf der Straße. Einige Radfahrer schnauften angestrengt die Straße hinauf, ein paar wenige Motorradfahrer überholten mich bei passender Gelegenheit und gaaaanz selten kam mir mal ein Auto entgegen.
Beste Bedingungen also um mit dem Mäuschen ganz gemütlich Kehre für Kehre empor zu „kraxeln“!
Ich hätte gerne mehr Bilder von der Auffahrt gemacht, aber leider hat mein Mausi die Höhenluft gar nicht gut vertragen, sodass das Stehenbleiben – bzw. viel mehr das Anfahren danach! - beinahe unmöglich wurden.

So sind wir also bis zur Passhöhe durch gefahren um dort dann in aller Ruhe die herrliche Aussicht zu genießen.

Bevor es weiter geht noch ein kurzer Blick auf die Uhr: noch jede Menge Zeit! Also noch „schnell“ den Umbrailpass mitnehmen (einmal runter und wieder rauf!)

und dann die 34 Kehren runter richtung Bormio.
Dort angekommen geht’s links weg und hinauf zum Gaviapass.
Allein die Anfahrt auf der relativ schmalen Straße war schon ein Erlebnis für sich und führte zu einer Erkenntnis über die italienischen Passstraßen, die sich am nächsten Tag nur noch bestätigte: eine ebene Teerdecke wird vollkommen überbewertet, denn......Loch an Loch hält doch!

Oben angekommen tat sich mir eine fast mystische Landschaft auf, die mir (und auch fast wieder dem armen Mäuschen) schier den Atem raubte!

Auf dem Weg auf der anderen Seite wieder nach unten war ich noch einmal richtig dankbar für die Tatsache, dass ich allein auf der Straße war, denn die Kurven waren nicht nur uneinsehbar, sondern auch so konstruiert, dass man bei Gegenverkehr definitiv nicht irgendwo hin hätte ausweichen können.
Um halb sechs endlich unten angekommen in Ponte di Legno steuerten wir einen Campingplatz als erstes Etappenziel an. Kurz darauf stand auch schon das Zelt und bereits um neun kroch ich völlig erledigt in den Schlafsack!

Am nächsten Tag gings bei Sonnenaufgang wieder raus aus den „Federn“. Und, Überraschung: Das Mäuschen war triefend nass! Also erstmal trocken legen, dann das Zelt einpacken, aufsatteln und dann nochmal trocken, da sie in der Zwischenzeit schon wieder angelaufen war.
Dann geht’s los zur zweiten Runde!
Von Ponte di Legno ging es über Edolo zum Vivione-Pass.
Meiner Meinung nach einer der schönsten Pässe die es gibt! ...mit einer kleinen Einschränkung: Man kann ihn niemandem guten Gewissens empfehlen, den man nicht aus tiefstem Herzen hasst!
Die Straße ist (vom schlechten Zustand mal ganz zu schweigen) so eng, dass man gerade mal so zwei Motorräder aneinander vorbei bekommt.

Auch Leitplanken oder ähnliches sind die absolute Ausnahme, sodass einem in der ein oder anderen Kehre doch etwas mulmig wird, denn wenn man einen Fehler macht, findet man sich sehr schnell etwa 150 Höhenmeter tiefer wieder! Die anfängliche Freude ganz allein auf diesen schönen Straße zu sein, weicht schnell der Angst, dass es tagelang niemandem auffallen würde wenn man hier einen Unfall hat!
Ab und an sieht man ein paar verlassene Autos in einer der wenigen Ausweichmöglichkeiten stehen, bei denen man sich unweigerlich fragt, ob deren Besitzer überhaupt noch am Leben sind, ansonsten ist der Pass menschenleer.
Dann, plötzlich und wie aus dem Nichts, taucht ein Baustellenschild am Straßenrand auf. Naja, hat man ja bis schon einige auf den italienischen Straßen gesehen, ohne dass danach je eine Baustelle auftauchte, also munter weiter! Wenige hundert Meter später kommt dann allerdings die Erklärung für dieses Schild: Eine Brücke über einen etwa 10-15 Meter tiefen Graben fehlt gänzlich, drum herum stehen ein paar Bauarbeiter, die ganz gemütlich Frühstückspause machen. Oki, denk ich mir, das wars dann, wir müssen den Pass wohl wieder runter und außen rum fahren! Aber, Schock! Der eine Bauarbeiter winkt mich durch!! ...und tatsächlich, erst jetzt fällt mir auf, dass über den Abgrund zwei insgesamt etwa 40cm breite miteinander verschraubte Bretter gelegt sind!!
Da zum Umdrehen eigentlich kein Platz ist und mich die Arbeiter so erwartungsvoll anschauen, bleibt nur noch eins: Augen zu und durch!!
...und bloß nicht stehen bleiben, denn zum Abstellen der Füße ist auf dem Brett kein Platz!!
Unglaublich, aber wir habens geschafft! Ein gutes Stück leichter ums Herz nach dem überstandenen Schock geht’s die letzten Kehren und Kurven hinauf.
...und bei Erreichen der Passhöhe gibt es dann die nächste große Überraschung: Es gibt hier, mitten in der größten Einöde, die ich je gesehen habe, eine Pension mit Gaststube!

Aber da es noch früh ist ist auch hier nichts los und so machen wir uns ohne einen weiteren Menschen getroffen zu haben wieder an den „Abstieg“.
Weiter geht’s über den „Passo della Presolana“ und den „Passo di Zambla“ hinunter nach San Pellegrino Terme und von dort, nach einer kurzen Pause mit Gesellschaft

hinauf zum „Passo di Valcava“.
Wieder unten angekommen fahren wir durch unzählige Kreisverkehre in geradezu sengender Hitze bis Como und bekommen kurz danach endlich einen Blick auf den Comer See!

Wir folgen ein gutes Stück der Uferstraße und biegen dann auf Höhe von Argegno ab, hinauf nach Castiglione d´intelvi, wo wir gegen 17 Uhr unser zweites Nachtlager aufschlagen.
Die Sonne scheint noch, also schnell die nassen Handtücher vom Morgen aufhängen, dann gemütlich was essen und dann ab ins Bett!

Am nächsten Morgen bin ich dann zwar nicht mit den Hühnern, dafür aber mit den Kühen aufgestanden! Denn direkt neben dem Campingplatz befand sich eine Kuhweide und die Tierchen waren allesamt mit einem sehr ruhestörenden „Accessoire“ ausgestattet: Kuhglocken!
Also raus aus dem Zelt und in aaaaller Ruhe – es ist ja noch früh! - wieder zusammen packen und auf geht’s wieder!
Der Himmel ist trüb, aber noch scheint das Wetter zu halten.
Stimmte auch, zumindest die ersten Kilometer hinunter bis kurz vor Argegno! In den letzten beiden Kehren hinab durften das Mäuschen und ich dann feststellen, warum etwa alle 300m ein Schild aufgestellt ist, dass vor Rutschgefahr bei nasser Straße warnt! Denn obwohl es im Augenblick nur leicht regnet und die Straßen noch kaum nass sind, stellt sich in der Kehre mein Mäuschen quer und ihr „Hintern“ überwindet die Kurve schneller als ihr Vorderrad!
Also die letzte Kehre vooorsichtig hinunter und dann schnell rein in die Regenkombi! Gerade noch rechtzeitig bevor das Gewitter sich in seiner ganzen „Pracht“ entfaltet und der Himmel sämtliche Schleusen öffnet! Innerhalb weniger Minuten steht das Wasser fast Zentimeterhoch auf der Straße, die Sicht ist fast null und es wird ar*** kalt!
Naja, so ein bisschen Regen ist ja nicht schlimm!
...knapp zwei Stunden später auf Höhe von Chiavenna bei immer noch der selben Regenintensität kommt dann die Erkenntnis, dass der Wetterbericht wohl doch Recht hatte und es wohl nicht mehr aufhören wird zu schütten.
Da es so keinen Sinn macht noch weitere 1,5 Tage Pässe zu fahren (schließlich war der Wetterbericht für den Donnerstag kein Stück besser!) und da sowohl meine Regenkombi als auch die Handschuhe bereits durch sind, beschließen wir schweren Herzens die Tour abzubrechen!
Habe dann den „Home-Button“ auf dem Navi gedrückt (335km schnellste Route ohne Autobahn) und los geht’s!
Also hinauf richtung Sankt Moritz – leider liegt da noch der Malojapass dazwischen! Eine wunderschöne Strecke, leider nicht im Regen! Es geht, der vielen Kurven und Kehren wegen, nur langsam voran und je höher wir kommen umso nebliger wird es. Auf Passhöhe angekommen sind Wolken und Nebel so dicht, dass ich kaum noch weiter als bis zu meinem „Rentnersegel“ schauen kann. Aber das Mäuschen schlägt sich tapfer und so erreichen wir schließlich Sankt Moritz!
Von dort aus geht es etwas zügiger weiter bis zur österreichischen Grenze, wo auch endlich der Regen zumindest ein bisschen leichter wird.
Durch ein Missverständnis mit meinem Navi, habe ich dann leider die Abzweigung direkt in Richtung Pfunds verpasst und mache so noch den Umweg über die Norberthöhe und nochmal über den Finstermünzpass bevor ich schließlich, nach einer Kaffee-Aufwärm-Pause an einer Tankstelle, doch in Pfunds ankomme.
Von dort weiter nach Landeck, Imst und über den Fernpass nach Garmisch.

Kurz danach hat der Himmel endlich ein Einsehen mit mir und stellt die „Wasserzufuhr“ ab. Mir reichts aber trotzdem und deswegen geht’s für das letzte Stück auf die Autobahn, sodass wir um halb sechs heil, müde & nass aber glücklich wieder daheim sind!!!

Eine saugeile Tour, die zwar noch ein Stück besser gewesen wäre, wenn ich nicht vorzeitig nach Hause hätte fahren müssen, aber es hätte auch schlimmer kommen können!
Die „verpassten“ Streckenabschnitte und Pässe werde ich mir bei nächster Gelegenheit im Rahmen einer Wochenendtour noch holen! ...wenns nicht anders geht dann eben auch erst nächstes Jahr!

Fazit der Tour: 3 Tage unterwegs, 1150km gefahren, 13 Pässe überwunden (+2 wenn man Finstermünz & Umbrail, die ich zweimal gefahren bin, doppelt zählt) & unzählige Kehren gefahren – und das alles ohne eine Panne oder einen Um-/Unfall!

Schön wieder hier zu sein!

Servus zusammen!
Also auf vielfachen Wunsch werde ich mal meine ganzen Reiseberichte aus den anderen Foren zusammen sammeln & hier (wieder) einstellen.

Heute habe ich euch meinen allerersten Bericht von meiner allerersten Urlaubstour mitgebracht.
Ein paar kleine "Insider-Infos" vorab noch für alle Nicht-Doppelboarder und die die mich nicht kennen:
Mein "MäuschenW ist eine 125er Shadow und meine treueste Begleiterin.
Der "rote Stein" stammt aus der Cruiser Lounge. Die Idee dahinter war, ihn irgendwo auf einer Tour an einem schönen Platz zu hinterlegen und der nächste aus dem Forum der vorbei kommt nimmt ihn wieder mit und bringt ihn wo anders hin. Seine erste Station nach "Entstehung" war damals das Stilfser Joch

So, und jetzt wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen!

2015

Einmal über die Alpen....
...und wieder zurück!
Unter diesem Motto startete ich am Montag Morgen mit meinem Mäuschen in den wohlverdienten Urlaub.

Von München aus geht’s gemütlich am Starnberger See entlang bis Garmisch, dann über Mittenwald rüber nach Leutasch in Österreich. Dort legen wir an einem „wohlbekannten Ort“ den ersten kurzen Stopp ein...

...und zuckeln dann weiter über die Piller Höhe

und anschließend über den Finstermünzpass weiter in Richtung Italien.
Vor der Grenzüberquerung am Reschenpass ist dann erst mal Mittagspause angesagt!

Für den kleinen Roten stand der weitere Verlauf meiner Tour quasi unter dem Motto: „Back to the roots!“ ...denn nach der Pause habe ich mir (endlich!) einen lang gehegten Wunsch erfüllt: Das Stilfser Joch!
48 Kehren nach oben galt es zu überwinden, also nichts wie ran! Nachdem ich ja unter der Woche unterwegs war, war es schön ruhig auf der Straße. Einige Radfahrer schnauften angestrengt die Straße hinauf, ein paar wenige Motorradfahrer überholten mich bei passender Gelegenheit und gaaaanz selten kam mir mal ein Auto entgegen.
Beste Bedingungen also um mit dem Mäuschen ganz gemütlich Kehre für Kehre empor zu „kraxeln“!
Ich hätte gerne mehr Bilder von der Auffahrt gemacht, aber leider hat mein Mausi die Höhenluft gar nicht gut vertragen, sodass das Stehenbleiben – bzw. viel mehr das Anfahren danach! - beinahe unmöglich wurden.

So sind wir also bis zur Passhöhe durch gefahren um dort dann in aller Ruhe die herrliche Aussicht zu genießen.

#2 · 19. Januar 2020, 21:41

Oh man, manchmal ist es echt witzig sein eigenes Geschreibsel nach so vielen Jahren wieder zu lesen!

Es hat sich viel verändert seit dem...sowohl an meiner Berichterstattung, als auch an meinen Bildern.
....hätte ich damals schon eine Actioncam am Bike gehabt.... Es wäre genial gewesen!!
Aber egal, man lernt nur aus seinen "Fehlern"!

Falls Interesse besteht, den Track zu dieser Tour habe ich bestimmt auch noch irgendwo wenn ich kräftig suche.

Vielen Dank fürs Lesen!

#3 · 19. Januar 2020, 21:58

Liebe Liz! Es war eine absolute Freude, nach vielen Jahren, diesen Bericht wieder zu lesen!

Danke für's wieder einstellen! (Denn nur so ist man 'gezwungen' ihn wieder zu lesen!)

#4 · 20. Januar 2020, 7:47

Wieder ein wunderschöner Bericht.

Danke Liz!!!!!!

Grüße aus Forchheim

Horst

#5 · 20. Januar 2020, 10:39

Einfach herrlich deine Tourberichte mit Bildern.

Servus aus Upo in der Oberpfalz Ernst

#6 · 20. Januar 2020, 12:40

Danke, Liz..

Servus und viele Grüße
Reiner
Nur ein Biker weiß, warum ein Hund seinen Kopf aus einem Autofenster steckt. Schnurrn

#7 · 20. Januar 2020, 13:22

Super! Eine ähnliche Tour hab ich auch noch vor. Auf jeden Fall ist Stilfser Joch dabei!

Wir haben ein gefährliches Hobby!
Ride save! Was ist, wenn das Adrenalin das letzte ist, was Du spürst?

#8 · 21. Januar 2020, 18:19

wieder ein toller Bericht, macht Spaß zu lesen ??

...immer schön langsam, - aber nicht überholen lassen...

#9 · 22. Januar 2020, 13:35

@Schrammi: das Stilfser Joch ist einfach genial, bin inzwischen 2x drüber und würde es jederzeit gern wieder fahren!

Wenn du es entspannt fahren willst würde ich empfehlen es von Bormio aus zu fahren. Mit meiner kleinen Maus war es von der anderen Seite bergauf kein Problem (außer die fehlende Kraft), aber mit einem schwereren Bike sind die Spitzkehren zum Teil ganz schön Arbeit und man sieht nur sehr schlecht bis gar nicht ob Gegenverkehr kommt. Die Bormioseite ist wesentlich entspannter zu fahren und die "schwierige" bergab dann auch deutlich besser einsehbar.

#10 · 22. Januar 2020, 15:46

Ich werde wohl "schwierige" Seite bergauf fahren. Entspannt kann jeder!

Wir haben ein gefährliches Hobby!
Ride save! Was ist, wenn das Adrenalin das letzte ist, was Du spürst?

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