Zitat von palemchen am 8. Juni 2022, 21:49 Uhr

Schottland 3.0 – Was ich behalten werde

So, da sind wir nun, früher als geplant wieder zurück in Wörishofen – und das auch noch ohne Motorrad. Aber Nixe´s Abholung und Reparatur sind bereits in die Wege geleitet, das seltene Teil bereits auf der weiten Reise von den USA zu mir und die Rechnungen beim ADAC eingereicht.
Und seien wir mal ehrlich – es hätte schlimmer kommen können.
Eine Stelle ohne Netz, eine Panne auf einer einspurigen Straße weit weg von einer Ausweiche, Regen beim Warten...mir fallen viele Dinge ein, die mir glücklicherweise erspart blieben.

Erstmal ein ganz großes DANKE an alle, die fleißig mitgelesen & vorallem auch kommentiert haben. Ich habe mich sehr gefreut!!
Warum das für mich so wichtig ist? Weil ein Haufen Arbeit in so einem Reisebericht steckt – ich schreibe gern, aber nur für mich würde ich das nicht machen, ich war ja dabei!
Nur um euch eine Vorstellung zu geben: Ich schreibe an dem Bericht von einer Tagestour etwa 1,5 bis 2 Stunden. Und ich brauche nochmal genauso lange um die Fotos auszusuchen, hochzuladen und die Links einzufügen. Mal ganz davon zu schweigen, dass jedes Forum (ich schreibe in 3) seine eigenen Tücken hat, die beim Einstellen der Berichte beachtet werden wollen, damit zum Schluss sowohl Bilderdarstellung als auch Formatierung stimmen.
Das ist auch der Grund, warum ich meine Berichte zwar während der Reise schreibe aber NICHT direkt einstelle, sondern erst damit anfange, wenn ich wieder daheim bin. Alles andere ist zeitlich einfach nicht machbar.

So, jetzt aber zurück zur Reise:
Nach 8 Tagen Schottland kann ich, quasi als Fazit, für alle Reiselustigen folgendes empfehlen:

Schottland ist ein wunderschönes Land, das definitiv für jeden eine Reise wert ist – egal ob mit dem Motorrad oder dem Auto. Eine solche Vielfalt an Landschaften in einem eigentlich doch recht kleinen Land habe ich noch nirgendwo sonst gesehen. Von hohen Bergen über unendliche Moor- & Heidelandschaften bis zu schroffen Steilküsten ist hier alles geboten, was das Herz begehrt.
Bis auf die berühmten Highland Cows. Wer die sehen möchte, der fährt lieber ins Allgäu.

Alle anderen sollten Schottland definitiv in ihre Reisewunschliste aufnehmen!
Wem das Wetter nicht gefällt, der fährt eben ein paar Meilen weiter, wettertechnisch ist täglich für jeden was passendes geboten. Und wenn man es mal objektiv betrachtet – ich hatte in 8 Tagen Schottland nur 2 Regentage – einer komplett, einer gemischt – das ist auch nicht mehr, also ich bei einer Deutschlandtour erwarten würde.
Auch den gefürchteten Linksverkehr überlebt man gut und selbst die schottische Aussprache des Englischen habe ich bei weitem nicht so schlimm empfunden, wie es mir angekündigt wurde. Außerdem sind die Schotten ein wahnsinnig nettes und hilfsbereites Völkchen, das sich unheimlich viel Mühe mit einem gibt, auch wenn man sie mal nicht versteht. Also keine Scheu, selbst wenn das eigene Englisch vielleicht nicht so gut ist – es ist machbar!!
Nur die Straßen-Canyons sollte man nicht unterschätzen. Ich war mir eigentlich sicher, dass die mein Bike killen würden. Dass es am Schluss die Benzinpumpe sein würde, daran hätte ich nicht im Traum gedacht, aber gut.

Die Überfahrt mit der Fähre nach Newcastle kann ich nur empfehlen. Man spart sich viel Zeit, weil man nicht erst durch ganz England gondeln muss. Was ich nicht mehr machen würde ist tatsächlich zu viel Zeit an der Ostküste zu verschwenden. Sie ist schön, keine Frage, aber nichts im Vergleich zur Nord oder vorallem zur Westküste!! Auch wenn ich wegen vielen Wolken einige schöne Ausblicke sicher verpasst habe, aber diese Ecke ist wirklich atemberaubend schön. Also wenn ihr nur wenig Zeit habt – gönnt euch die Isle of Skye & die Westküste! Wer allerdings genauso auf Burgen steht wie ich, sollte doch auch für die Ostküste ein paar Tage erübrigen, denn da steht eine Burg an der anderen – die sind im Westen deutlich seltener.

Wer vor hat Schottland in den schönen Monaten (Mai-September) einen Besuch abzustatten tut gut daran, seine Unterkünfte vorab zu buchen. Im Mai fahren die Engländer selbst alle hier her in den Urlaub, ab Juni kommen dann die Touris von überall her dazu. Selbst die Hostels in denen ich war, waren teilweise restlos ausgebucht. Von den Bed&Breakfasts ganz zu schweigen. Man fährt den ganzen Tag an gefühlt tausenden davon vorbei – und überall hängt das Schild draußen „no vacancy“. Ich bin eh nicht der Typ, der gern spontan in der Früh die Unterkunft für abends bucht – aber ich habe einige getroffen, die das eigentlich gern machen und damit hier ordentlich auf die Nase gefallen sind, ganz besonders auf der Isle of Skye, wo wirklich NICHTS mehr frei war.

Routenplanung im Voraus? Lohnt sich definitiv auch. Klar sollte noch genug Zeit bleiben um auch mal von der Route abzuweichen, wenn am Straßenrand etwas das Interesse weckt – aber ohne zumindest grob zu wissen, was es so zu sehen gibt, werden einem diverse schöne Orte definitiv entgehen, weil man einfach daran vorbei fährt.

Aber wichtig ist nur nur, was man im Voraus alles erledigt – auch was man unterwegs dabei hat ist von Bedeutung. Bewährt haben sich so tatsächlich die Gummischuhe, auch wenn sie potthässlich sind und ein bisschen an MoonBoots erinnern– aber wen interessiert das schon, wenn man selbst im schlimmsten Regen trockene Füße hat?

Ebenso verhält es sich mit den Regenhandschuhen. Sehen aus wie Ofenhandschuhe in schwarz... Erst dachte ich: damit kann keiner fahren! Aber das funktioniert tatsächlich deutlich besser als gedacht und der Unterschied ist gigantisch. Nicht nur, dass die Hände (und Handschuhe) trocken bleiben, sie bleiben selbst bei dünnen Handschuhen auch warm, durch das entstehende Luft/Wärmepolster zwischen den Überziehern und den normalen Handschuhen.
Ich weis was ihr jetzt sagen wollt – und ich gebs zu: ich habs am ersten Regentag vergessen, dass ich die Teile dabei habe... Getestet habe ich sie dafür am zweiten Regentag – und ich werde in Zukunft nicht mehr ohne auf Tour gehen.

Nach vielen Touren-Jahren zusammen mit Helmut habe ich festgestellt: die Handynetze sind sehr unterschiedlich. Da wo ich (Vodafone Kunde) bestes Netz habe, hat er (O2 Nutzer) oft keins und umgekehrt. Für die Reise allein habe ich mir also eine kostenlose o2 Prepaidkarte geholt und mit ins Handy gesteckt. Tatsächlich hatte ich damit überall auf der Reise Netz – und tatsächlich nur selten mit beiden Karten gleichzeitig. Wer das auf die Spitze treiben will, kann die zweite Karte auch noch in ein zweites Handy stecken, falls das Handy den Geist aufgibt – aber man muss ja nicht übertreiben

Was ich auch jedem nur ans Herz legen kann: die Offlinekarten von Google. Einfach vor der Tour die nötigen Karten speichern und selbst wenn es kein Netz gibt findet Google zuverlässig nicht nur den richtigen Weg, sondern auch Tankstellen, Gaststätten usw. Und ja, Google kennt deutlich mehr Tankstellen als mein Navi – wenns knapp wird möchte ich mich also nicht nur auf das TomTom verlassen (müssen).

Wer von euch hat in seinem Leben schon mal einen Schlüssel verloren? Bestimmt viele. Wer von euch hat schon mal einen Schlüssel kaputt gemacht? Wahrscheinlich nicht so viele. Ich schon.
Als ich mein Mäuschen mal im Regen beim Bremsen auf die Seite gelegt habe, bin ich mit dem Fuß am Schlüssel hängen geblieben und habe ihn verbogen. Nutzbar war er zum Glück noch, aber viel hätte nicht gefehlt und ich hätte damit nicht mehr heim fahren können. Sowas ist besonders dann blöd, wenn man hunderte (oder gar tausende) von Kilometern weit von daheim weg ist... Seit dem begleitet mich also auf jeder größeren Tour auch ein Zweitschlüssel – wer den gut versteckt haben will: man kann den nicht nur in Taschen stecken, sondern auch sicher irgendwo einnähen

Tja und zum Schluss gibt es da natürlich noch den ADAC zu erwähnen. Auch wenn meine letzte Erfahrung mit den „gelben Engeln“ in Frankreich eher ernüchternd war, in Schottland waren sie super. Die Auslandsmitgliedschaft lohnt sich definitiv in dem Moment, in dem man irgendeine Panne hat, denn dann sind die Mitgliedschaftsjahre finanziell auch schnell mal wieder drin.

Also dann, nachdem jetzt hoffentlich an alles gedacht ist für die nächste Reise – schwingt euch in den Sattel und los geht’s! Viel Spaß, allzeit gute Fahrt & bis bald!!